Die Sicht der aktiv beteiligten Jugendlichen
Viele Mädchen und Jungen, die gegen andere hetzen, wurden zuvor selbst einmal gemobbt. Darüber hinaus kennen sich die beteiligten Mädchen und Jungen meist persönlich.
Worum geht es ihnen nun bei Cyber-Mobbing? Oft schaukeln sich Auseinandersetzungen hoch. Was der eine als Spaß gemeint hat, ist für den anderen ein persönlicher Angriff. Häufig sind es Missverständnisse, die vor allem unter Menschen, die sich nicht so gut kennen, dazu führen, dass eine Situation eskaliert. Immer wieder wollen Heranwachsende ‚Dampf abzulassen‘, z. B. weil ein Mädchen oder ein Junge neidisch oder eifersüchtig ist, sich geärgert hat oder verletzt fühlt und sich nun rächen möchte. Oftmals geht es dabei um die eigene Akzeptanz innerhalb der Gruppe. Heranwachsende suchen mit diesem Vorgehen einen Weg, die eigene Stellung zu festigen oder zu verbessern. Schließlich kann Cyber-Mobbing für die Agierenden vermeintlich auch zur Unterhaltung oder Belustigung dienen. Vor allem die Tatsache, dass Menschen sich online mutiger fühlen als offline, führt dann dazu, dass sie über das Ziel hinaus schießen.
Die Sicht des Betroffenen
Mädchen und Jungen, die über einen längeren Zeitraum hinweg online gedemütigt und angegriffen werden, leiden enorm. Niemand steckt so etwas einfach weg. Neben der Wut über das, was mit einem gemacht wird, fühlen sich die meisten hilflos oder schämen sich sogar für ihre Lage. Das Gefühl, selbst etwas wert zu sein, leidet stark in solchen Situationen. Viele ziehen sich schließlich zurück, wollen z. B. nur ungern in die Schule gehen. Auch psychosomatische Beschwerden, wie z. B. Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, sind eine mögliche Folge. In außergewöhnlich dramatischen Fällen kann Cyber-Mobbing auch zu Selbsttötung oder Amoklauf führen.
Die Sicht der Zuschauenden
Wie Lara bekommen auch die meisten jungen Nutzerinnen und Nutzer Cyber-Mobbing als Außenstehende mit. Sie sind somit die Personengruppe, die Cyber-Mobbing am wirkungsvollsten verhindern kann. Wenn Nebenstehende erfolgreich in Mobbing-Situationen eingreifen, erhöht dies das Gefühl, selbst etwas bewirken zu können. Sie fühlen sich für andere verantwortlich.
Häufig handeln die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer jedoch eher abwartend. Sie wägen die Folgen, die ein Eingreifen für sie bringt, genau ab. Für sie ist es wichtig, nicht selbst zur Zielscheibe des Geschehens zu werden. Ein weiterer Grund für ein Nicht-Eingreifen ist: Gerade im Jugendalter ist es für Mädchen und Jungen wichtig, unabhängig zu werden. Das bedeutet auch Schwierigkeiten selbst regeln zu lernen. Wenn Jugendliche Mobbing mitbekommen, schätzen sie die Situation häufig so ein, dass die Beteiligten ihre Probleme selbstbestimmt lösen sollten. Oder sie haben das Gefühl, die Sache gehe sie nichts an. Wenn es sich bei einem der beteiligten Mädchen und Jungen allerdings um eine gute Freundin oder einen guten Freund handelt, stellen sich Außenstehende meist bedingungslos auf deren beziehungsweise dessen Seite – auch wenn diese Freundin oder dieser Freund einen anderen Menschen mobbt.
Viele Jugendliche, die andere online mobben, haben selbst bereits Erfahrungen als Betroffene gemacht. Darüber hinaus kennen sich die beteiligten Mädchen und Jungen meist persönlich. Bei jungen Nutzerinnen und Nutzern, die über einen längeren Zeitraum hinweg online gedemütigt und angegriffen werden, wirkt sich das sehr negativ auf ihr Gefühlsleben aus. Die meisten Mädchen und Jungen bekommen Cyber-Mobbing jedoch als Außenstehende mit. Sie sind die Personengruppe, die Cyber-Mobbing am wirkungsvollsten verhindern kann.